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Beweiskraft einer Quittung bei Personenidentität

Eine Bochumer Unternehmerin muss tief in die Tasche greifen! Das Landgericht Bochum verurteilte sie zur Nachzahlung von 22.500 Euro an ihre eigene insolvente GmbH. Der Grund: Eine dubiose Quittung über eine angebliche Bareinzahlung konnte die Richter nicht überzeugen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Bochum
  • Datum: 29.01.2024
  • Aktenzeichen: 6 O 85/23
  • Verfahrensart: Zahlungsklage im Rahmen eines Insolvenzverfahrens
  • Rechtsbereiche: Gesellschaftsrecht, Insolvenzrecht

Beteiligte Parteien:

  • Klägerin: Die Insolvenzverwalterin über das Vermögen der Firma C. Sie macht geltend, dass die Beklagte die vereinbarte Kapitalerhöhung nicht vollständig eingezahlt hat, und fordert den offenen Betrag von 22.500,00 Euro ein.
  • Beklagte: Alleinige Gesellschafterin der Firma C, die behauptet, die Einlageforderung durch eine Bareinzahlung erfüllt zu haben, was sie durch eine Quittung belegen möchte.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Die Klägerin, als Insolvenzverwalterin, fordert von der Beklagten die Zahlung eines offenen Betrages von 22.500,00 Euro aus einer Kapitalerhöhung. Die Beklagte hatte laut Gesellschaftsvertrag 25 % der Erhöhung gezahlt und sollte den Restbetrag auf Anforderung leisten. Die Beklagte behauptet, den Restbetrag bar gezahlt und eine Quittung erhalten zu haben.
  • Kern des Rechtsstreits: Die Frage war, ob die Beklagte die offene Einlageforderung ordnungsgemäß erfüllt hat, insbesondere, ob die vorgelegte Quittung als Nachweis einer vollständigen Zahlung ausreicht, trotz Personenidentität des Geschäftsführers der Gläubigerin und Schuldnerin.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die Klage wurde in vollem Umfang als begründet angesehen; die Beklagte muss 22.500,00 Euro nebst Zinsen zahlen.
  • Begründung: Die vorgelegte Quittung wurde aufgrund der Personenidentität des Geschäftsführers auf Gläubiger- und Schuldnerseite nicht als ausreichender Beweis für die Erfüllung der Einlageforderung anerkannt. Die Quittung stellt eher eine Parteierklärung dar, ohne die übliche Beweiskraft. Zudem fehlten weitere Nachweise oder Sachvorträge zur tatsächlichen Durchführung der Zahlung.
  • Folgen: Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar. Die Entscheidung zeigt, dass in Fällen von identischen Vertretern für Gläubiger und Schuldner zusätzliche Beweise zur Erfüllung von Forderungen notwendig sind.

Beweiskraft von Quittungen: Bedeutung für Transaktionen und Identitätsnachweis

Die Beweiskraft einer Quittung spielt eine entscheidende Rolle im juristischen Kontext, insbesondere wenn es um die Dokumentation von geschäftlichen Transaktionen und den Nachweis der Identität von Personen geht. Quittungen fungieren nicht nur als Beweisdokumente für den Erhalt von Waren oder Dienstleistungen, sondern auch als Identitätsnachweis. Ihre Rechtsgültigkeit kann in rechtlichen Auseinandersetzungen, etwa in einem Rechtsstreit oder bei der Identitätsermittlung, von großer Bedeutung sein.

Die juristische Bedeutung von Quittungen erstreckt sich auf verschiedene Bereiche, darunter das Verbraucherrecht und das Steuerrecht. Sie sind wichtige Elemente der Beweisführung und können maßgeblich zur Authentifizierung von Transaktionen beitragen. Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der die Herausforderungen und Aspekte der Beweiskraft von Quittungen bei der Personenidentität näher betrachtet.

Der Fall vor Gericht


Gesellschafterin muss offene Stammeinlage von 22.500 Euro nachzahlen

Geöffneter Quittungsblock mit halb ausgefüllter Quittung auf Schreibtisch
Die Quittung wurde vom Gericht als unzureichender Nachweis für die Zahlungsverpflichtung der Gesellschafterin anerkannt, wegen der Personenidentität des Ausstellers. (Symbolfoto: Flux gen.)

Die Insolvenzverwalterin einer GmbH hat vor dem Landgericht Bochum erfolgreich die Nachzahlung einer ausstehenden Stammeinlage eingeklagt. Die alleinige Gesellschafterin wurde zur Zahlung von 22.500 Euro verurteilt.

Kapitalerhöhung und offene Einlagepflicht

Die beklagte Gesellschafterin hatte im Dezember 2019 einer Erhöhung des Stammkapitals von 25.000 Euro auf 55.000 Euro zugestimmt. Von der Kapitalerhöhung um 30.000 Euro wurden zunächst nur 25 Prozent (7.500 Euro) eingezahlt. Die restlichen 22.500 Euro sollten laut Gesellschaftsvertrag auf Anforderung gezahlt werden.

Streit um Barzahlung und Quittungsnachweis

Die Beklagte behauptete, den ausstehenden Betrag per Barzahlung in die Gesellschaftskasse eingezahlt zu haben. Als Nachweis legte sie eine Quittung vom 27. Februar 2020 vor. Die Insolvenzverwalterin bestritt die Zahlung und verwies auf die Kontoauszüge des Geschäftskontos, die keine entsprechende Einzahlung aufwiesen.

Gericht zweifelt an Beweiskraft der Quittung

Das Landgericht Bochum erkannte die vorgelegte Quittung nicht als ausreichenden Zahlungsnachweis an. Entscheidend war dabei die besondere Konstellation: Der Geschäftsführer, der die Quittung ausgestellt hatte, war sowohl für die GmbH (Gläubigerin) als auch für die Beklagte (Schuldnerin) tätig. Diese Personenidentität führte dazu, dass die Quittung nach Ansicht des Gerichts wie eine einfache Parteierklärung zu bewerten war.

Nachweis der Barzahlung nicht erbracht

Das Gericht betonte, dass eine Quittung grundsätzlich der freien Beweiswürdigung unterliegt. Im Normalfall begründet die Unterschiedlichkeit von Gläubiger und Schuldner die Vermutung einer tatsächlichen Zahlung. Diese Vermutung greift jedoch nicht, wenn dieselbe Person auf beiden Seiten handelt. Die Beklagte konnte auch keine weiteren Nachweise für die behauptete Barzahlung vorlegen. Das Fehlen jeglichen Sachvortrags, wie die Zahlung konkret erfolgt sein soll, bestärkte die Zweifel des Gerichts.

Die Beklagte wurde daher zur Zahlung der ausstehenden 22.500 Euro nebst Zinsen verurteilt und muss auch die Kosten des Rechtsstreits tragen. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 120 Prozent des zu vollstreckenden Betrages vorläufig vollstreckbar.


Die Schlüsselerkenntnisse


Eine Quittung verliert ihre Beweiskraft, wenn sie von derselben Person sowohl als Gläubiger als auch als Schuldner ausgestellt wurde. Das Gericht wertet eine solche Quittung lediglich als einfache Parteierklärung ohne besondere Beweiskraft. Gesellschafter müssen bei Kapitalerhöhungen die zugesagten Einlagen nachweisbar und nachvollziehbar leisten – eine bloße Quittung reicht nicht aus, wenn die Zahlung nicht anderweitig belegt werden kann.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Als GmbH-Gesellschafter müssen Sie Einzahlungen auf das Stammkapital transparent und nachweisbar gestalten. Vermeiden Sie Barzahlungen und dokumentieren Sie Kapitaleinlagen durch Überweisungen auf das Geschäftskonto. Bewahren Sie alle Zahlungsbelege sorgfältig auf. Wenn Sie gleichzeitig Geschäftsführer sind, reicht eine von Ihnen selbst ausgestellte Quittung im Streitfall nicht als Zahlungsnachweis. Im Insolvenzfall können nicht nachweisbar geleistete Einlagen auch Jahre später noch von Ihnen persönlich eingefordert werden.


Benötigen Sie Hilfe?

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche rechtliche Beweiskraft hat eine Quittung im Streitfall?

Eine Quittung ist ein wichtiges Beweismittel, dessen Beweiskraft jedoch bestimmten Einschränkungen unterliegt. Nach § 416 ZPO erbringt eine Quittung den vollen Beweis dafür, dass die in ihr enthaltene Erklärung vom Unterzeichner abgegeben wurde – nicht jedoch für die inhaltliche Richtigkeit der Erklärung.

Grundsätzliche Beweiskraft

Die Quittung stellt ein außergerichtliches Geständnis hinsichtlich des Leistungsempfangs dar und bildet ein starkes Indiz für die erfolgte Zahlung oder Leistung. Im Interesse des Vertrauensschutzes und der Sicherheit des Rechtsverkehrs ist die Indizwirkung einer Quittung nicht gering zu bewerten.

Einschränkungen der Beweiskraft

Die Beweiskraft einer Quittung unterliegt der freien richterlichen Beweiswürdigung und kann durch Gegenbeweise entkräftet werden. Dabei muss die Quittung nicht als unwahr erwiesen werden – es reicht aus, wenn die Überzeugung des Gerichts von der zu beweisenden Tatsache erschüttert wird.

Besondere Fallkonstellationen

Bei bestimmten Konstellationen ist die Beweiskraft einer Quittung von vornherein eingeschränkt:

  • Bei Personenidentität zwischen Aussteller und Empfänger kommt der Quittung keine besondere Beweiskraft zu. Wenn beispielsweise der Geschäftsführer einer GmbH sich selbst eine Quittung ausstellt, wird diese nur wie eine einfache Parteierklärung gewertet.
  • Bei Barzahlungen empfiehlt sich zur Beweissicherung eine detaillierte Dokumentation. Anders als bei Überweisungen, die durch Kontoauszüge nachgewiesen werden können, kommt der Quittung hier eine besondere Bedeutung zu.

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Welche alternativen Zahlungsnachweise werden vor Gericht anerkannt?

Gerichte erkennen neben der klassischen Quittung verschiedene Formen von Zahlungsnachweisen als Beweismittel an. Bei elektronischen Dokumenten haben Simulationsverfahren der Uni Kassel gezeigt, dass eingescannte Belege vor Gericht als vollwertige Beweismittel gelten.

Elektronische Zahlungsnachweise

Bei bargeldlosen Transaktionen dienen Kontoauszüge als primärer Zahlungsnachweis. Bei Kreditkartenzahlungen gilt die monatliche Kreditkartenabrechnung in Verbindung mit der Transaktionsbestätigung als rechtsgültiger Nachweis.

Digitalisierte Belege

Eingescannte Originalbelege werden von Gerichten anerkannt, wenn ein verlässlicher Prüfpfad existiert. Dies ist bereits gegeben, wenn eine zentrale Stelle die Dokumente systematisch verarbeitet. Bei selbst eingescannten Belegen für kleinere Beträge wie Taxifahrten oder Restaurantbesuche haben Gerichte entschieden, dass diese grundsätzlich nicht zu Rechtsnachteilen führen.

Ersatzdokumente

Bei verlorenen Quittungen können Kopien oder Zweitschriften als Ersatz dienen, sofern sie als solche gekennzeichnet sind. Für Ausgaben mit geringem Gesamtwert ist die Erstellung eines Eigenbelegs möglich, der alle erforderlichen Pflichtangaben enthält.

Spezielle Nachweisformen

Im Geschäftsverkehr werden auch Spediteurbescheinigungen und Transportprotokolle von Kurierdiensten als Zahlungsnachweise akzeptiert. Bei internationalen Geschäften gelten zusätzlich Frachtbriefe mit entsprechenden Unterschriften als Nachweise.


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Was sind die rechtlichen Besonderheiten bei Barzahlungen im Geschäftsverkehr?

Im Geschäftsverkehr gelten für Barzahlungen besondere rechtliche Rahmenbedingungen. Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht in § 267 vor, dass Geldschulden grundsätzlich in gesetzlichen Zahlungsmitteln zu begleichen sind.

Gesetzliche Obergrenzen und Identifizierungspflichten

Bei Barzahlungen ab 10.000 Euro im Geschäftsverkehr zwischen Unternehmern bestehen besondere Dokumentations- und Meldepflichten. Bei bestimmten Waren wie Edelmetallen, Edelsteinen oder hochwertigen Gütern gilt bereits ab 3.000 Euro eine Identifizierungspflicht des Kunden.

Branchenspezifische Regelungen

Für bestimmte Branchen gelten verschärfte Vorschriften. Juweliere und Händler von Luxusgütern müssen ab 10.000 Euro eine Risikoanalyse durchführen und die Kundenidentität überprüfen. Im Immobilienbereich ist seit dem 1. April 2023 die Barzahlung grundsätzlich verboten.

Dokumentationspflichten

Bei Barzahlungen über 10.000 Euro müssen Unternehmer:

  • Die Identität der Geschäftspartner feststellen
  • Die Transaktion dokumentieren
  • Die Unterlagen vier Wochen aufbewahren

Besonderheiten bei Münzzahlungen

Das Münzgesetz erlaubt zwar grundsätzlich Zahlungen mit Münzen in unbegrenzter Höhe, jedoch können Unternehmen die Annahme großer Münzmengen ablehnen, wenn diese unzumutbar ist.


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Wie wirkt sich Personenidentität auf rechtliche Dokumente aus?

Die Personenidentität spielt bei rechtlichen Dokumenten eine zentrale Rolle für deren Beweiskraft und Gültigkeit. Bei öffentlichen Urkunden erstreckt sich die Beweiskraft ausdrücklich auf die Identität der handelnden Person.

Bedeutung für öffentliche Urkunden

Bei notariellen Beurkundungen und anderen öffentlichen Dokumenten muss die Identität der handelnden Person zweifelsfrei festgestellt werden. Der Notar oder die ausstellende Behörde ist verpflichtet, die Identität durch gültige Ausweisdokumente zu überprüfen.

Auswirkungen bei Namensänderungen

Wenn sich der Name oder die Rechtsform einer Person oder eines Unternehmens ändert, muss für die weitere Verwendung von bestehenden Dokumenten ein Identitätsnachweis erbracht werden. Dies gilt besonders bei der Zwangsvollstreckung, wo die Personenidentität zwischen dem im Titel genannten Gläubiger und dem Vollstreckenden durch entsprechende Urkunden nachgewiesen werden muss.

Rechtliche Konsequenzen

Eine fehlerhafte oder unklare Personenidentität kann weitreichende Folgen haben:

  • Unwirksamkeit von Rechtsgeschäften: Bei zweifelhafter Identität können Rechtsgeschäfte nichtig sein
  • Verzögerung von Vollstreckungsmaßnahmen: Die Vollstreckung kann nur beginnen, wenn die Personen namentlich eindeutig bezeichnet sind
  • Strafbarkeit bei Täuschung: Die vorsätzliche Täuschung über die eigene Identität bei öffentlichen Beurkundungen kann eine strafbare mittelbare Falschbeurkundung darstellen

Die Identitätsfeststellung erfolgt im behördlichen Kontext nach strengen gesetzlichen Vorgaben. Dabei können die Behörden verschiedene Maßnahmen zur eindeutigen Identitätsfeststellung ergreifen, von der Vorlage von Ausweisdokumenten bis hin zu erkennungsdienstlichen Maßnahmen.


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Welche Formvorschriften müssen Quittungen erfüllen?

Quittungen unterliegen nach § 368 BGB dem Schriftformgebot. Dies bedeutet, dass Sie eine Quittung zwingend schriftlich ausstellen müssen – eine mündliche Form ist nicht zulässig.

Gesetzlich vorgeschriebene Pflichtangaben

Eine rechtskonforme Quittung muss folgende Mindestangaben enthalten:

  • Name und Anschrift des Leistungserbringers
  • Ausstellungsdatum und -ort
  • Art und Menge der gelieferten Ware oder Leistung
  • Bruttobetrag in Zahlen und Worten
  • Umsatzsteuersatz (außer bei Kleinunternehmern)
  • Handschriftliche Unterschrift des Zahlungsempfängers

Formelle Anforderungen

Die handschriftliche Unterschrift ist besonders wichtig – ohne sie ist die Quittung nicht gültig. Ein Firmenstempel kann ergänzend hinzugefügt werden, ist aber nicht zwingend erforderlich.

Digitale Quittungen

Sie können Quittungen auch in elektronischer Form ausstellen. Diese sind genauso rechtsgültig wie papierbasierte Quittungen, solange sie alle gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Bei elektronischen Quittungen ist eine qualifizierte elektronische Signatur nach § 126a BGB erforderlich.

Beweiskraft und rechtliche Bedeutung

Die Quittung dient als Empfangsbekenntnis und unterliegt der freien richterlichen Beweiswürdigung. Sie kann durch Gegenbeweise entkräftet werden. Wenn Sie eine Quittung ausstellen, erstellen Sie damit eine Wissenserklärung, die den Erhalt einer Leistung oder Zahlung bestätigt.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Stammeinlage

Eine Stammeinlage ist der Geldbetrag oder Sachwert, den ein Gesellschafter in eine GmbH einbringen muss. Sie ist Teil des Stammkapitals, das als Mindesthaftungssumme für Gläubiger dient. Die gesetzliche Mindesthöhe beträgt aktuell 25.000 Euro für eine GmbH gemäß § 5 GmbHG. Beispiel: Wenn drei Gesellschafter eine GmbH gründen, können sie das Stammkapital von 25.000 Euro durch ihre individuellen Stammeinlagen wie folgt aufbringen: 15.000 Euro, 5.000 Euro und 5.000 Euro.


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Stammkapital

Das Stammkapital ist das gesetzlich vorgeschriebene Mindestkapital einer GmbH, das von den Gesellschaftern aufgebracht werden muss. Es dient als Haftungsgrundlage gegenüber Gläubigern und muss mindestens 25.000 Euro betragen (§ 5 GmbHG). Das Stammkapital kann durch Bar- oder Sacheinlagen erbracht werden und darf grundsätzlich nicht an die Gesellschafter zurückgezahlt werden. Ein Beispiel wäre die Erhöhung des Stammkapitals von 25.000 auf 55.000 Euro durch Beschluss der Gesellschafterversammlung.


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Freie Beweiswürdigung

Die freie Beweiswürdigung bedeutet, dass das Gericht alle vorliegenden Beweise nach seiner freien Überzeugung bewertet (§ 286 ZPO). Der Richter ist dabei an keine festen Beweisregeln gebunden, sondern muss alle Umstände des Einzelfalls berücksichtigen. Beispiel: Bei der Bewertung einer Quittung kann das Gericht neben dem Dokument selbst auch die Glaubwürdigkeit der beteiligten Personen und weitere Indizien wie Kontoauszüge einbeziehen.


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Parteierklärung

Eine Parteierklärung ist eine Aussage oder ein Dokument, das von einer Prozesspartei selbst stammt. Im Gegensatz zu neutralen Beweismitteln hat sie einen geringeren Beweiswert, da sie im eigenen Interesse erfolgt. Gemäß § 288 ZPO können Parteierklärungen zwar als Beweismittel dienen, werden aber besonders kritisch geprüft. Beispiel: Eine selbst ausgestellte Quittung über eine angebliche Zahlung hat weniger Beweiskraft als eine Quittung eines unabhängigen Dritten.


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Personenidentität

Personenidentität liegt vor, wenn dieselbe Person in verschiedenen rechtlichen Funktionen auftritt. Dies kann zu Interessenkonflikten führen und mindert die Beweiskraft von Dokumenten. Nach § 181 BGB ist es grundsätzlich verboten, mit sich selbst Rechtsgeschäfte abzuschließen. Beispiel: Wenn ein GmbH-Geschäftsführer sich als Privatperson eine Quittung ausstellt, die er als Geschäftsführer derselben GmbH unterschreibt.


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Vorläufige Vollstreckbarkeit

Die vorläufige Vollstreckbarkeit ermöglicht die sofortige Durchsetzung eines Urteils, auch wenn es noch nicht rechtskräftig ist (§ 708 ZPO). Sie wird häufig gegen Sicherheitsleistung angeordnet, um mögliche Schäden bei erfolgreicher Berufung auszugleichen. Beispiel: Der Gläubiger kann das Urteil sofort vollstrecken, muss aber 120% des einzutreibenden Betrags als Sicherheit hinterlegen.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 14 Satz 1 GmbHG (Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung): Dieser Paragraph regelt die Einlagepflicht der Gesellschafter in einer GmbH. Danach sind Gesellschafter verpflichtet, ihre im Gesellschaftsvertrag vereinbarten Einlagen zu leisten. Dies ist insbesondere relevant, um die Kapitalausstattung der Gesellschaft sicherzustellen und Gläubigerinteressen zu schützen. Im vorliegenden Fall geht es um die Auslegung dieser Pflicht hinsichtlich der Beklagten, die als alleinige Gesellschafterin der insolventen Firma auf den noch offenen Betrag von 22.500 Euro in Bezug auf die Kapitalerhöhung in Anspruch genommen wird.
  • § 3 des Gesellschaftsvertrages (Kapitalerhöhung): Dieser Paragraph des Gesellschaftsvertrages legt die Modalitäten der Kapitalerhöhung fest. Im vorliegenden Fall wurde nur ein Teilbetrag von 7.500 Euro der angekündigten 30.000 Euro eingezahlt, weshalb noch 22.500 Euro offen bleiben. Der Zusammenhang ergibt sich aus der Klageforderung der Insolvenzverwalterin, die auf diese nicht gezahlte Einlage abzielt, um die Insolvenzmasse zu stärken und die Gläubiger der Schuldnerin zu befriedigen.
  • Rechtsprechung zur Beweiskraft von Quittungen: Die zitierten Entscheidungen des BGH verdeutlichen, dass Quittungen nicht immer als Beweis für die Zahlung angesehen werden können. Sie müssen im Kontext überprüft werden, was im konkreten Fall zur Frage führt, ob die vorgelegte Quittung tatsächlich eine Erfüllung des Einlageanspruchs darstellt. Diese Beweiswürdigung ist entscheidend, da die Beklagte eine Quittung vorlegt, um die Erfüllung ihrer Einlage zu belegen, was jedoch vom Gericht nicht als ausreichend anerkannt wird.
  • Insolvenzrechtliche Vorschriften (InsO): Die Insolvenzordnung regelt die Verfahren und Einrichtungen zur Durchführung von Insolvenzen. Die Bestellung einer Insolvenzverwalterin über das Vermögen der GmbH erfolgt, um die Interessen der Gläubiger zu wahren. In diesem Fall ist die Insolvenz der Schuldnerin ausschlaggebend dafür, dass die Klägerin die offene Einlageforderung geltend macht, um die Verwertung der Schulden und die Rückzahlungen zu organisieren.
  • Zivilprozessordnung (ZPO), insbesondere zu Kosten und Vollstreckbarkeit: Die ZPO klärt unter anderem die Regelungen zur Kostenübernahme und zur Vollstreckung von Urteilen. Im Urteil des Landgerichts Bochum wird die Beklagte verurteilt, sowohl den geforderten Betrag als auch die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Dies ist wichtig für den Kläger, der sowohl die Zahlung als auch die Möglichkeit der Vollstreckung in Sicherheit erwarten kann, falls die Beklagte der Zahlungsaufforderung nicht nachkommt.

Das vorliegende Urteil

Landgericht Bochum – Az.: 6 O 85/23 – Urteil vom 29.01.2024


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